Samstag, 13. Februar 2016

Nahe Ferne
Schneeflocken tauen
in deinem Haar


Near distance
snowflakes thawing
in your hair


(Übersetzung: Silvia Kempen)


Foto: Heike Stehr


Montag, 1. Februar 2016

Alles, was noch übrig blieb ...

Die Geschichte vom verbrannten Spielzeug
von Hansgeorg Stengel
(aus "So ein Struwwelpeter!", Kinderbuchverlag, Berlin)

Roderich und Rosalinde
stand wie selten einem Kinde
reichlich Spielzeug zwecks Vergnügung
früh bis abends zur Verfügung:
Dreirad, Teddy, Puppenbett,
Schwarzer Peter und Quartett,
Abziehbilder, Federbälle,
Omnibus mit Haltestelle,
Schreibzeug, Kreide, Pinsel, Pasten,
Schaukelpferd, Metallbaukasten,
Kaufmannsladen, Autos, Eisen-
bahn, elektrisch und mit Gleisen,
Brücken, Tunnels, Bahnstation
und ein Kindertelefon.

Jeder glaubt nun, diese beiden
Kinder wären zu beneiden.
Doch die zwei, du lieber Himmel,
hatten einen Streichholzfimmel.

Ganz besonders Roderich
war ein schlimmer Loderich,
dem es sehr das Herz erfrischte,
wenn was loderte und zischte.

Rosalinde war zwar braver,
trotzdem stach auch sie der Hafer,
und sie gab, das kleine Luder,
oft ein Streichholz ihrem Bruder.

Und dann kam, was kommen musste:
Eines Tages im Auguste
zündete der böse Bube
mitten in der Kinderstube
Klettermax und Hampelmann
flink mit einem Streichholz an!

Puff! im Handumdrehn entstand
ein gar schlimmer Feuerbrand,
der wie ein Gewitter grollte
und durchaus nicht enden wollte,
bis er polterte und pfiff
und nach beiden Kindern griff,

Und die Mutti goss geschwinde
Wasser über Rosalinde,
Vati zielte auf den Bauch
Roderichs mit einem Schlauch.

Oh, die Kinder waren nass
und vom Feuerschrecken blass
(wenn ihr das gesehen hättet!),
aber wenigstens gerettet.

Nur die schönen Spielzeugsachen
waren nicht mehr heil zu machen.
Mutti sprach mit strengem Ton:
"Kinder, das ist euer Lohn.
Nichts als dieses Aschenhäufel
hinterließ der Feuerteufel!"

Alles was noch übrig blieb,
war die kleine Blechmaus Piep.


heiX 10-2015 (Mischtechnik)

Gebändigtes Feuer


heiX 2-2016 (Aquarell mit Mischtechnik)